Der Reichstag in Berlin

Der Reichstag gehört mit seiner interessanten Geschichte zu den faszinierendsten Gebäuden der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde von 1884 bis 1894 erbaut und im Zweiten Weltkrieg leider teilweise zerstört.

Reichstag Berlin
Das Reichstagsgebäude in Berlin

Während der Berliner Teilung lag das Reichstagesgebäude einst direkt an der Berliner Mauer und wurde von ausländischen Staatsgästen regelmäßig besucht. Der Viermächtestatus verhinderte die Durchführung von Bundestagssitzungen im Reichstagsgebäude, hin und wieder verlegten die regierenden Parteien und die Opposition jedoch ihre Fraktionssitzungen nach Berlin.

Auch einige Ausschüsse des Bundestages debattierten während der Berliner Teilung gelegentlich im Reichstagsgebäude. Der damit verbundene Aufwand galt als gerechtfertigt, da die Nutzung des alten Berliner Regierungszentrums anstelle der vorhandenen Gebäude in der vorläufigen Bundeshauptstadt Bonn als Symbol für das ständige Festhalten an der Forderung der deutschen Wiedervereinigung interpretiert wurde.

Innerhalb des Reichstagsgebäudes befindet sich ein vom Konzept her nicht für eine einzige Religion zugeschnittener Andachtsraum, dessen Symbolsprache Elemente des Christentums, des Judentums und des Islam aufnimmt. Der Andachtsraum wurde 1999 eingeweiht, für gemeinsame Andachten wird er zurzeit jedoch nur von einer kleinen Gruppe christlicher Parlamentarier genutzt.

Reichstagsgebäude in BerlinReichstagsgebäude
Berlin mit Reichstag und DomBerlin in der Dämmerung

Eine Besichtigung des Reichstagsgebäudes ist ebenso wie der Besuch einer Sitzung des Deutschen Bundestages grundsätzlich möglich, Einschränkungen sind jedoch auf Grund der begrenzten Kapazität und wegen der zu beachtenden Sicherheitsaspekte erforderlich. Dass der Reichstag heute wieder dem Deutschen Bundestag als Tagungsort dient, war durchaus umstritten. Neben den hohen Kosten für den Umzug des Bundestages und weiterer Institutionen von Bonn nach Berlin wurde auch die Lage Berlins am östlichen Rand der heutigen Bundesrepublik als Gegenargument angeführt. Die Abstimmung über die Verlegung des Sitzes des Bundestages nach Berlin wurde 1991 mit einer denkbar knappen Mehrheit von achtzehn Stimmen entschieden.

Regierungsviertel Berlin
Regierungsviertel am Spreebogen mit Reichstag (links), Paul-Löbe-Haus (Mitte) und Bundeskanzleramt (Hintergrund)

Eine besondere Attraktion am Reichstag stellt die begehbare Kuppel dar. Die heutige Form des Reichstages entspricht nicht der ursprünglichen Einrichtung, sondern geht in weiten Teilen auf eine Modernisierung in den 1960er Jahren sowie den Umbau in den 1990er Jahren zurück, welcher für die Ansprüche des heutigen Bundestages erforderlich wurde. Bei der Umgestaltung achteten die Architekten jedoch darauf, möglichst viele Teile des traditionellen Gebäudes in das erneuerte Bauwerk zu integrieren. Hierin bezogen sie auch einige von sowjetischen Soldaten der Roten Armee bei ihrer Eroberung Berlins angebrachte Graffiti ein. Den Umbauarbeiten ging eine Verhüllung des Reichstages als Kunstereignis voraus, welche vom Künstlerehepaar Christo und Jean-Claude vorgenommen wurde.

ReichstagsgebäudeReichstagsgebäude
Reichstag an der SpreeReichstag Berlin

Der Bundestag benutzt neben dem Reichstagsgebäude auch Räume in anderen Bauwerken; am wichtigsten ist das Paul-Löbe-Haus, in welchem sich die Abgeordnetenbüros und Räume für Ausschusssitzungen befinden. Eine Mehrheit der Parlamentarier setzte gegenüber der BVG die Benennung der zwischen dem Hauptbahnhof und dem Brandenburger Tom gelegenen U-Bahn-Station als Bundestag und nicht als Reichstag durch, damit der Bahnhofsname die zutreffende Bezeichnung für das parlamentarische Gremium widerspiegelt.

Aktualisiert von Marco am 30. Oktober 2016