Architektur des Reichstages

Die Architektur des heute vorhandenen Reichstagsgebäudes beruht auf dem Grundriss des ursprünglichen Baus ebenso wie auf einigen Veränderungen, welche beim Wiederaufbau des teilweise im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bauwerks in der Zeit von 1961 bis 1973 sowie der Renovierung in den 1990er Jahren durchgeführt wurden.

Reichstag Grundriss (Hauptgeschoss)
Reichstag Berlin (Grundriss Hauptgeschoss) (geschichtlich)
  1. Großer Sitzungssaal
  2. Halle
  3. Wandelhalle
  4. Post
  5. Lesesaal
  6. Schreibsaal
  1. Sprechzimmer
  2. Nord-Vorhalle
  3. Kasse
  4. Amtsraum
  5. Direktor
  6. Bücherei
  1. Angestellte
  2. Schriftführer
  3. Präsident
  4. Ost-Vorhalle
  5. Reichskanzler
  6. Reichsamt
  1. Sitzungssaal Bundesrat
  2. Vorsaal Reichstagsvorstand
  3. Vorsaal Regierung u. Bundesrat
  4. Bundesrat
  5. Süd-Vorhalle
  6. Erfrischungsräume

Bei den einzelnen Baumaßnahmen wurden Teile der Fassade ebenso wie das Innere des Reichstagsgebäudes in Teilen verändert. Die ursprünglich vorhandenen vier Geschosse im Reichstagsgebäude wurden nicht durchnummeriert, sondern einfach als Erdgeschoss, Hauptgeschoss, Zwischengeschoss und Obergeschoss bezeichnet. Sie besaßen eine mit Kathedralen vergleichbare Raumhöhe, welche bei den Umbauarbeiten in den 1960er Jahren das Hinzufügen weiterer Zwischengeschosse ermöglichte. Die heute als Symbol des Reichstagsgebäudes empfundene Kuppel war zwischenzeitlich nicht vorhanden, da sie in den 1960er Jahren nicht wiederaufgebaut wurde.

Ihre erneute Errichtung war auch nach der deutschen Wiedervereinigung zunächst umstritten. Paul Wallot wurde als leitender Architekt mit dem Bau des Reichstagsgebäudes beauftragt und entschied sich für einen aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzten Baustil. Er kombinierte Merkmale der italienischen Neorenaissance mit Stilmitteln der deutschen Renaissance und einigen barocken beziehungsweise neobarocken Elementen. Dieser Stilmix war Ende des neunzehnten bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts üblich.

Vielen Zeitgenossen sagte die Zusammenstellung unterschiedlicher Baustile jedoch nicht zu, da sie diese beim Reichstag nicht als tatsächlich gelungene Symbiose historischer Bauelemente, sondern als ungeordnetes Nebeneinander ansahen. Die folgende Abbildung zeigt das Hauptgeschoss des Reichstages, dessen gekennzeichnete Belegung auf die Geschichte zurückzuführen ist.

Beleuchtetes Reichstagsgebäude
Beleuchtetes Reichstagsgebäude in Berlin

Die Symbolik am Reichstag nahm vor allem Bezug auf die Vereinigung der ehemaligen Territorien zum gemeinsamen Deutschen Reich. Ein Kennzeichen hierzu bildeten die Wappen zahlreicher Städte sowie die Länderwappen. Die Aufschrift „Dem deutschen Volke“ wurde jedoch erst nachträglich im Jahr 1916 angebracht. Im Gegensatz zu den kritischen Stimmen aus der Bevölkerung lobten die meisten Architekten den Quaderbau als modern und zeitgemäß.

Beim Wiederaufbau des Reichstagsgebäudes in den 1960er Jahren wurde auf den Denkmalschutz wenig geachtet. Stattdessen erfolgte die Neugestaltung des Gebäudes nach modernistischen Gesichtspunkten, so dass zahlreiche ausschmückende Stilelemente weggelassen wurden. Paul Baumgarten verzichtete als Architekt des Wiederaufbaus des Reichstagsgebäudes zudem auf die Wiederherstellung der ursprünglichen Kuppel.

Eine wesentliche Symbolik bildete auch der Plenarsaal, welcher für die nach einer Wiedervereinigung Deutschlands vorgesehene Anzahl an Abgeordneten ausreichte. Neben der geringen Bedeutung des Denkmalschutzes in den 1960er Jahren trug die Geschichte Deutschlands zu den starken baulichen Veränderungen am Reichstag bei. Das Gebäude diente zwar bereits bei seiner Errichtung dem deutschen Parlament als Tagungsort, dieses hatte aber nur geringe Befugnisse.

Auf die vordemokratische Kaiserzeit folgten die schwache Weimarer Republik und die Nazi-Diktatur, so dass deutlich sichtbare Veränderungen am Reichstagsgebäude auch ein Symbol für die Veränderung der modernen deutschen Demokratie gegenüber den Vorgängerregierungen waren. Der Umbau nach der deutschen Wiedervereinigung erhöhte vor allem die Zweckmäßigkeit des Gebäudes und führte ein modernes Energiekonzept ein. Des Weiteren wurde die Kuppel nach einer längeren Diskussion erneut aufgebaut.

Aktualisiert von Marco am 23. Juli 2016